Freitag, 16. April 2010
2081 - Sehnsüchtig in Berlin -
marlowmartin, 11:22h
Und da sah ich ihn. Ich sah ihn, wie er in der Max Beckmann, -seiner Liebsten Ausstellung, in der alten Nationalgalerie, auf der Bank saß. Er starrte die „Straße bei Nacht“ an. Um mich herum wurde es unheimlich still und ich nahm keine Menschenseele mehr wahr. Es gab nur noch uns zwei. Uns zwei, in einem der ältesten Gebäude, die ich jemals gesehen habe. Der leichte Modergeruch, so leicht, es war nur ein Hauch von Gras und Schlamm, ein Geruch, der für mich ein Früher beschrieb, welches ich nur aus Geschichten kannte, zwängte mich an die Wand. Ich sah nur seine Augen. Diese Augen. Niemals zuvor habe ich solche Sehnsucht in Augen gesehen. Was war das für eine Sehnsucht? Hier und Jetzt? Sie schien mich schier zu durchbohren. Direkt in mein Herz. Und direkt durch es hindurch. Sie zerriss es beinah. Da saß er. Sein Blick bewegte sich nicht eine einzige Sekunde von diesem Bild. Ich begann es ebenso anzustarren. Langsam, nahezu schleichend, ging ich rückwärts. Als meine Kniebeugen, die Bank berührten, setzte ich mich, fast ehrfürchtig. Ich traute mich kaum zu atmen. Ich schaute auf dieses Bild, konzentrierte mich auf seinen Atem und passte mich diesem an. Dieser Mann, mindestens hundert Jahre alt, versetzte mich in Trance, brachte mich in eine andere Welt, zeigte mir Ruhe. Und ich wollte nur noch diese Ruhe spüren. In die Stille hinein fing er an zu flüstern: „Was ist hier für ein Unterschied zwischen Dir und mir? Zwischen Max und Minna? Sie haben sich geliebt. Und getrennt.. Aber doch war sie immer seine Muse, stets Adressatin seiner Kunst. Seiner Leidenschaft. Wie Du. Aller Ruhm gehört Dir. So auch mein Herz. Diese Straße ist so lang, so dunkel. War so mein Leben? Zu lang? Zu dunkel? Oder ist es nur ein Gefühl, weil ich jetzt so aufgewühlt bin? Weil ich jetzt den ganzen Schmerz empfinde, weil ich ihn suche? Ihn suche, um mich zu spüren. Den Rest von mir. Um mich zu bestrafen. Um endlich zu erfahren was Sehnsucht ist, was sie bedeutet.“
Schwermütig senkt er seinen Blick zu Boden. Sein ganzer Schmerz drückt ihn zu Boden. Und als ob ich ihn spüren könnte beginne ich zu frieren, meine Kehle schnürt sich weiter zu. Ich beginne zu ahnen. Ich ahne, dass ich noch nie gefühlt habe, was er fühlt.
„Ich spüre diese Menschen nicht. Ich rieche und höre sie nicht. Als wären alle meine Sinne tot. Sinnlos. Ohne sie. Und blicke ich doch auf, so muss ich weinen.“
Ich kann es nicht verhindern. Es schnürt mir die Kehle zu, die Luft ab. Ich glaube, ich muss ersticken, in diesem Stück, historischem, Berlin. Hier, wo alles noch älter ist als dieser Mann, wird mir klar, dass diese Welt mehr war, als ich kenne. Das diese Welt mehr ist, mehr sein kann. Ich fühle mich in der falschen Zeit, aber am richtigen Ort. Zum ersten Mal in meinem Leben. Leben. Ich weiß, er redet von etwas, dass für mich bisher nicht existierte, wofür es bisher keine Worte gab. Heiße Tränen laufen über mein Gesicht. Ich kann sie mit meiner Zunge schmecken. Sie sind salzig. Ich habe keine Angst, dass mich jemand bei dieser abnormalen Gefühlsregung erwischt. Denn hier ist eine andere Zeit. Mein Herz schlägt. Zum ersten Mal kann ich es spüren.
„Was ist ein Leben ohne sie? Was war es? Was habe ich gesucht? Und was gefunden? Ich habe mich verloren. Kennt mich die Welt? So kennt mich niemand wie sie. Sie hat die Sehnsucht geweckt. Sie hat sie für mich empfunden. Sah ich damals niemanden als mich? So sehe ich auch heute keinen. Aber sehe ich die Lichter in dieser Straße, so sehe ich sie.“
Und wieder schaut er auf dieses Bild. Lange. Schweigsam. Versunken.
Und ruckartig dreht er sich zu mir. Er schaut mir direkt in die Augen. Ich halte seinem Blick stand, aber unter seinem Schmerz bricht mein Herz.
„Und wer bist Du? Wer bist Du, die mich erkennt? Und doch nicht weiß, wer ich bin?“
Ich schaue ihn an. Und ich empfinde, was mir bisher fremd war. Ein grenzenloses Empfinden. Ein empfinden der Gefühle, die kein Wort jemals beschreiben kann.
„Ich erkenne Dich. Deine Sehnsucht. Nur Deine Sehnsucht. Den Todeswunsch. Deinen Wunsch nur zu ihr zu kommen. Ich sehe Deine Erkenntnis: Man hat schon verloren, wenn man denkt: Eines Tages.“
„Auf Dich habe ich nicht gewartet.“
„Aber ich bin hier. In Deinen Augen sehe ich das Meer. Es ist so weit, wie Deine Sehnsucht. Und könnte ich die Leere füllen, so wäre ich ein Fisch in Deinem Meer.“
Er reicht mir seine Hand. Und ich nehme sie. Dann schließt er seine Augen und flüstert: „Vertrau mir.“ Ich lasse mich fallen, das erste Mal in meinem Leben vertraue ich. Ich vertraue einem völlig fremden Menschen. Und es fühlt sich an wie Schweben und Fallen gleichzeitig. Es entreißt mir den Boden und bietet mir den Himmel. In diesem Augenblick weiß ich, was Freiheit bedeutet. Nicht alleine sein, sondern entscheiden mit wem ich wann wohin gehen möchte. Ich spüre, dass ich der Wahrheit nie wieder so nah sein werde. Ich will ihm folgen. In seine Vergangenheit, und meine würde mit seiner heute beginnen. Plötzlich spüre ich kalte Füße. Meine kalten Füße. Ich löse meine Hand aus seiner. Meine Arme strecken sich in den Himmel. Klare, kalte Luft umhüllt mich, schüttelt mich, streichelt mich. Ich spüre kalte, feuchte Flocken an meinen Händen. Ich weiß es ist Schnee. Ich drehe mich im Kreis, immer und immer wieder. Auch er dreht sich um sich selbst, streckt die Hände in den Himmel. Und er fühlt sich wie damals. Man kann diesen Winter fühlen, riechen, schmecken, sogar fassen. Wirklich. Ich kann all das tun, obwohl ich in einer Welt lebe, die immer mild ist. Milde, unbeschreibliche Temperatur, Jahreszeit. Ein Ding ohne Worte. Einfach da. In die Stille fährt plötzlich ein FYPS Roboter an uns vorbei. Ein „For Your Personal Safety“ Roboter, immer freundlich lächelnd, anders kann er auch nicht, stets mit offenen Augen. Keine Programmierung für Träumereien. Kurz lande ich wieder in der Gegenwart, und sehe wo ich bin. Vor dem Brandenburger Tor. Wenig imposant dieses Ding. Es wirkt vollkommen deplatziert, passt hier nicht rein. Zwischen all diesen monströsen Hochbauten, die fast bis zu den Sternen reichen. „Nicht einmal der Himmel, ist noch so blau wie früher.“ Er sagt es einfach in die neu erworbene Stille hinein und zeigt nach rechts. „Da habe ich sie kennen gelernt. Auf einer Party.“ Er lächelt verschmitzt. „Wir waren früher alle Helden.“ Ich weiß nicht wovon er redet, und ich frage nicht nach. Er soll mir nur erzählen, was er möchte. Ich werde zu hören, denn das ist Freiheit. Eine Freiheit aus Vertrauen. Ohne Verlangen. „Das ist 76 Jahre her. Im Januar 2005.“ Er senkt den Kopf, ich weiß, dass seine Erinnerung ihn schmerzt. Sie sticht in sein Herz. Ich schaue mich um. Ich sehe, was ich immer sehe. Alte, graue, langsame Menschen. Menschen ohne Seele, ohne Leidenschaft, ohne Liebe. Ich sehe diese Menschen, wie sie seelenlos in einer Stadt mit Seele herumlaufen. In einer Stadt, in der früher soviel Leben, Liebe, Leidenschaft gelebt hat. In einer Stadt mit einer Vergangenheit, die so wertvoll ist, weil hier gekämpft wurde. Viele verschiedene Kämpfe, um Freiheit, aus Liebe, mit Leidenschaft. Und plötzlich wird mir klar, dass eine Stadt ohne Herz wertlos ist. Leer, grau, trüb. Wir Menschen sind das Herz. Wir sind diese Stadt. Prägt uns die Stadt, so sind wir geprägt durch die Menschen die dort leben. „Sie stand einfach so vor mir. Dann sagte sie: Hier bin ich. Es wird nicht einfach, aber ich schenke dir mein Herz. Meine Leidenschaft. All mein Vertrauen und meine Stärke. Liebe ist wie ein Fahrrad. Es fährt nur mit zwei Rädern gut, aber das Gleichgewicht zu halten muss man dennoch lernen. Hinzufallen ist nicht so schwer, wie wieder aufzustehen, und dafür möchte ich für Dich da sein. Dich aufzufangen, wenn du fällst. Sie war bereit mich bedingungslos zu lieben. Ich wusste, das ist sie. Sie oder Keine.“ Mir wird klar, was passiert ist. Nicht die Roboter sind unser Werk, sondern unser Ebenbild. Wir sind wie die Roboter. Ohne Sinn, Sinnlos. Kein Leuchten, kein Strahlen. Wir funktionieren mittlerweile, wie Maschinen. Immer auf ein Ziel zu. Es gibt keine Farben mehr. Kein Schwarz, kein Weiß. Nur Grau. „Gefühle behindern die effiziente Arbeitsmoral. Also haben wir sie uns abtrainiert.“ Gefühle. Das ist es was ich die ganze Zeit nicht zu ordnen konnte. Die Tränen, die Schmerzen, die Liebe, das Vertrauen. Existenzielle, aber nichtsnutzige Gefühle. „Vielleicht hast nicht Du mich gefunden, sondern ich Dich. Denn du bist auf der Suche. Auf einer Suche, auf der ich mein ganzes Leben war.“
Zögerlich laufen wir durch das Brandenburger Tor. „Heute fahren wir nicht mehr Auto, wir schweben es. Das geht schneller. Wir fahren nicht mehr Bahn, wir schweben mit ihr. Das ist effizienter. Aber schau Dir diese Straße an. Die Straße des 17. Juni. Sie ist noch immer so endlos wie damals. Sie entlang zu laufen, dauert immer noch genauso lange.“ Und ganz hinten sehe ich das Leuchten. Ich weiß was da leuchtet, aber für einen Moment sieht es wie ein Sternenfeuer aus. Ein Sternenfeuer aus Hoffnung. „Auf dieses Leuchten laufen wir, unser ganzes Leben zu. Einen unendlichen Marsch. Und dabei vergessen wir den Weg. Und je mehr wir den Weg verlieren, verlieren wir das Ziel. Das Leuchten. Und erst wenn es zu spät ist, ahnen wir, dass es unerreichbar geworden ist.“
Auf einmal merke ich ein sanftes Kitzeln an meinem Nacken. Ich greife danach, jetzt spüre ich es an meiner Hand. Drehe mich um. Ich spüre es in meinem Gesicht. Es fühlt sich wie Sonne an. „Du spürst jetzt all Deine Gefühle, die aus Deinem Herzen kommen. Vielleicht machen Sie dir Angst. Aber Du brauchst keine Angst vor Deinen Gefühlen haben, vielmehr solltest Du Dich darum sorgen, was um Dich herum geschieht.“
Der Pariser Platz, das Brandenburger Tor, die Straße des 17. Juni verschwimmen vor meinem geistigen Auge. Wir verlassen den Ort an dem seine Reise und mein Weg begannen. Und deutlich wird das Schloss Charlottenburg. „Die Welt entwickelt sich ständig weiter. Berlin erlebt stets den Fortschritt. Es gibt eben keinen Stillstand im Fortschritt. Es findet sich kein Fortschritt im Stillstand. Aber es gibt Dinge, die man sich bewahrt. Wie dieses Schloss. Es erinnert uns an eine Vergangenheit, die uns nach unendlich langer Zeit so unwirklich vorkommt. Die es aber gegeben hat. Da steht ein Beweis. Und so gibt es auch Momente, die wirklich waren, obwohl sie zu lange her sind.“ Ich sehe eine Träne. Sie schleicht sehr langsam an seiner Wange herunter, so als ob sie nicht verloren gehen möchte. Wir laufen ein wenig in der Gegend herum. Ohne Ziel. Reine Zeitverschwendung. Zeit ist Geld. Aber für mich ist die Zeit jetzt das Wertvollste. Denn niemand weiß wie viel er davon wohl haben wird. „Siehst Du diese Talbeuge? Da floss mal ein Fluss. Doch bedenke: Alles ist vergänglich.“
Er nimmt wieder meine Hand. „Den Moment zu genießen ist eine Kunst. Dafür braucht man viel Vertrauen. Man weiß nie was kommt, aber man weiß was ist. Und die Dinge, die man hat, zu schätzen ist wohl sehr schwer. Meist kann man es erst, wenn man es verloren hat. Vergiss nie, was Du über das Später gelernt hast. Vielleicht gibt es kein Später. Sie hat einmal etwas sehr wichtiges gesagt: Lebe, als gäbe es kein Morgen, das bedeutet, mit seinen Gefühlen nicht zu zögern. Tu immer was Du fühlst, denn was ist, wenn ich morgen von einem Auto angefahren würde? Würdest Du bereuen, mich nie geküsst zu haben? Nie mit mir zusammen gewesen zu sein? Mir nicht wenigsten gesagt zu haben, was Du fühlst? Und da küsste ich sie. Denn ich wusste, ich hätte es bereut.“ Ich starrte in die Ferne. Ja, alles ist vergänglich. Doch die Liebe sollte es nicht sein. Und sie ist es nicht. Niemand hat jemals die Liebe aufgegeben. Nur den Mut. Doch ist es nicht so, dass Liebe aus Mut gemacht wird? Und ich frage mich, ob wohl den Mut zu verlieren, auch die Hoffnung zu verlieren heißt? Ist Hoffnung weiter als das Meer? Irgendwo endet auch das Meer. Es verliert sich, wenn die Flüsse austrocknen. Ich schaue in die Beuge. Ich schaue ihn an. Und er hat die Antwort. „In der weitesten Wüste gibt es eine Oase.“
Es wird dunkler um mich herum. „Wir sind hier im schwarzen Café. Dass es das noch gibt, ist einfach unglaublich. Weißt Du was? Hier kannst Du den ganzen Tag und die ganze Nacht frühstücken. Na gut, einiges hat sich verändert.“ Er schaut zu der Kellnerin, die uns die Karte präsentiert. Auf einem Bildschirm mitten auf ihrem metallenen, kalten Bauch. Ein BMSG Roboter. „Be My Special Guest“. „Bitte wählen Sie eine Sprache. Chose your language…“ „Deutsch“, unterbricht er sie. „Herzlich willkommen bei uns im schwarzen Café. Ich freue mich Sie hier begrüßen zu dürfen. Mein Name ist Greta. Ich bin für sie da. Darf es schon etwas sein?“ Er schaut mich an. „Ich werde mich nie an diese Dinger gewöhnen. Warum haben wir dafür keine Menschen mehr?“ Ich erwidere seinen traurigen Blick. Ich weiß, dass er keine Antwort erwartet. Es gibt zu wenig junge Menschen, für solch eine Arbeit. Alle anderen sitzen vor ihren Computern, in einem winzigen Büro, und steuern alle anderen technischen Vorgänge. „Aber zu etwas sind sie ja nütze. Greta? Definier mir Liebe.“ „Liebe. Griechisch = Eros, Latein = Amor. Umfasst eine Mannigfaltigkeit von Bedeutungen; als eine ihrer Wurzeln gilt meist die Geschlechts- Liebe. Allerdings zeigt schon der Sprachgebrauch (Mutter-, Kindes-, Nächsten-, Gottes-, aber auch Natur-, Tier-, Selbstliebe), dass es nicht möglich ist, alles als Liebe bezeichnete aus dem Geschlechtstrieb abzuleiten. Von der sinnlichen wird also die geistige Liebe unterschieden. Diese ist stets mit Wertvorstellungen und Werterlebnissen verbunden. Das mit richtiger Liebe zu Liebende, das Liebwerte, ist das Gute im weitesten Sinne des Wortes. (Brentano) Ich kann Ihnen vergleichsweise noch das Hohelied der Liebe, 1. Korinther 13, 4 anbieten. Die Liebe ist langmütig und freundlich, die Liebe eifert nicht, die Liebe treibt nicht Mutwillen, sie bläht sich nicht auf, sie verhält sich nicht ungehörig, sie sucht nicht das Ihre, sie lässt sich nicht erbittern, sie rechnet das Böse nicht zu, sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sie freut sich aber an der Wahrheit, sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie duldet alles.
Noch einen Wunsch?“
„Danke Greta. Ein Käseomelett.“
Für einen Moment herrscht Schweigen. Ich verfolge Greta mit meinem Blick bis sie um die Ecke geschwebt ist. Dann schaue ich zu ihm hinüber. Er schaut mir direkt in die Augen. Sein Blick ist weich, sanft, liebevoll. Seine Augen sind weit wie das Meer. Ich will in ihnen versinken können. Langsam streichelt er mir über die Wange. „Alles ist vergänglich. Aber die Liebe können wir bewahren. In unseren Herzen. Denn wenn etwas die Welt verändern kann, dann ist es Liebe. Denn wenn es sich lohnt für etwas zu kämpfen, dann ist es Liebe. Denn wenn etwas die Sehnsucht stillen kann, ist es Liebe. Die Liebe aufgeben, heißt das Leben aufgeben. Es heißt seinen Weg zu verlieren. Den Wandel können wir nicht aufhalten, aber wir können zurückblicken und einen Weg der Vergangenheit sehen, der den Weg für die Zukunft geebnet hat. Denn die Flüsse fließen ins Meer, aber sie haben auch einen Ursprung. Kein Fluss ist gerade, aber er kommt immer im Meer an. Keiner setzt sich auf ein Fahrrad und kann fahren, wir lernen es. Jeder Mensch hat ein Meer in sich. Und jeder bestimmt wie viel Fische er dort schwimmen lässt. Du bist ein Fisch in meinem Meer.“ Ich fühle mich schwerelos, wieder so als würde ich Fallen und Fliegen. Mir ist ein wenig schwindelig und in mir schwirren tausend Schmetterlinge. Als ich meine Augen wieder öffne, sehe ich die „Straße bei Nacht“ vor mir. Der alte Mann starrt noch immer auf das Bild. Und ich weiß, dass sich die Welt dort draußen nicht verändert hat. Aber ich bin ein anderer Mensch. Liebe ist der Weg und das Ziel, ob die Welt nun steht, oder sich für immer weiter dreht. Es gibt den Spruch: Sei Du die Veränderung, die Du Dir für die Welt wünscht. Und mir wird klar: Es gibt auch fliegende Fische.
Schwermütig senkt er seinen Blick zu Boden. Sein ganzer Schmerz drückt ihn zu Boden. Und als ob ich ihn spüren könnte beginne ich zu frieren, meine Kehle schnürt sich weiter zu. Ich beginne zu ahnen. Ich ahne, dass ich noch nie gefühlt habe, was er fühlt.
„Ich spüre diese Menschen nicht. Ich rieche und höre sie nicht. Als wären alle meine Sinne tot. Sinnlos. Ohne sie. Und blicke ich doch auf, so muss ich weinen.“
Ich kann es nicht verhindern. Es schnürt mir die Kehle zu, die Luft ab. Ich glaube, ich muss ersticken, in diesem Stück, historischem, Berlin. Hier, wo alles noch älter ist als dieser Mann, wird mir klar, dass diese Welt mehr war, als ich kenne. Das diese Welt mehr ist, mehr sein kann. Ich fühle mich in der falschen Zeit, aber am richtigen Ort. Zum ersten Mal in meinem Leben. Leben. Ich weiß, er redet von etwas, dass für mich bisher nicht existierte, wofür es bisher keine Worte gab. Heiße Tränen laufen über mein Gesicht. Ich kann sie mit meiner Zunge schmecken. Sie sind salzig. Ich habe keine Angst, dass mich jemand bei dieser abnormalen Gefühlsregung erwischt. Denn hier ist eine andere Zeit. Mein Herz schlägt. Zum ersten Mal kann ich es spüren.
„Was ist ein Leben ohne sie? Was war es? Was habe ich gesucht? Und was gefunden? Ich habe mich verloren. Kennt mich die Welt? So kennt mich niemand wie sie. Sie hat die Sehnsucht geweckt. Sie hat sie für mich empfunden. Sah ich damals niemanden als mich? So sehe ich auch heute keinen. Aber sehe ich die Lichter in dieser Straße, so sehe ich sie.“
Und wieder schaut er auf dieses Bild. Lange. Schweigsam. Versunken.
Und ruckartig dreht er sich zu mir. Er schaut mir direkt in die Augen. Ich halte seinem Blick stand, aber unter seinem Schmerz bricht mein Herz.
„Und wer bist Du? Wer bist Du, die mich erkennt? Und doch nicht weiß, wer ich bin?“
Ich schaue ihn an. Und ich empfinde, was mir bisher fremd war. Ein grenzenloses Empfinden. Ein empfinden der Gefühle, die kein Wort jemals beschreiben kann.
„Ich erkenne Dich. Deine Sehnsucht. Nur Deine Sehnsucht. Den Todeswunsch. Deinen Wunsch nur zu ihr zu kommen. Ich sehe Deine Erkenntnis: Man hat schon verloren, wenn man denkt: Eines Tages.“
„Auf Dich habe ich nicht gewartet.“
„Aber ich bin hier. In Deinen Augen sehe ich das Meer. Es ist so weit, wie Deine Sehnsucht. Und könnte ich die Leere füllen, so wäre ich ein Fisch in Deinem Meer.“
Er reicht mir seine Hand. Und ich nehme sie. Dann schließt er seine Augen und flüstert: „Vertrau mir.“ Ich lasse mich fallen, das erste Mal in meinem Leben vertraue ich. Ich vertraue einem völlig fremden Menschen. Und es fühlt sich an wie Schweben und Fallen gleichzeitig. Es entreißt mir den Boden und bietet mir den Himmel. In diesem Augenblick weiß ich, was Freiheit bedeutet. Nicht alleine sein, sondern entscheiden mit wem ich wann wohin gehen möchte. Ich spüre, dass ich der Wahrheit nie wieder so nah sein werde. Ich will ihm folgen. In seine Vergangenheit, und meine würde mit seiner heute beginnen. Plötzlich spüre ich kalte Füße. Meine kalten Füße. Ich löse meine Hand aus seiner. Meine Arme strecken sich in den Himmel. Klare, kalte Luft umhüllt mich, schüttelt mich, streichelt mich. Ich spüre kalte, feuchte Flocken an meinen Händen. Ich weiß es ist Schnee. Ich drehe mich im Kreis, immer und immer wieder. Auch er dreht sich um sich selbst, streckt die Hände in den Himmel. Und er fühlt sich wie damals. Man kann diesen Winter fühlen, riechen, schmecken, sogar fassen. Wirklich. Ich kann all das tun, obwohl ich in einer Welt lebe, die immer mild ist. Milde, unbeschreibliche Temperatur, Jahreszeit. Ein Ding ohne Worte. Einfach da. In die Stille fährt plötzlich ein FYPS Roboter an uns vorbei. Ein „For Your Personal Safety“ Roboter, immer freundlich lächelnd, anders kann er auch nicht, stets mit offenen Augen. Keine Programmierung für Träumereien. Kurz lande ich wieder in der Gegenwart, und sehe wo ich bin. Vor dem Brandenburger Tor. Wenig imposant dieses Ding. Es wirkt vollkommen deplatziert, passt hier nicht rein. Zwischen all diesen monströsen Hochbauten, die fast bis zu den Sternen reichen. „Nicht einmal der Himmel, ist noch so blau wie früher.“ Er sagt es einfach in die neu erworbene Stille hinein und zeigt nach rechts. „Da habe ich sie kennen gelernt. Auf einer Party.“ Er lächelt verschmitzt. „Wir waren früher alle Helden.“ Ich weiß nicht wovon er redet, und ich frage nicht nach. Er soll mir nur erzählen, was er möchte. Ich werde zu hören, denn das ist Freiheit. Eine Freiheit aus Vertrauen. Ohne Verlangen. „Das ist 76 Jahre her. Im Januar 2005.“ Er senkt den Kopf, ich weiß, dass seine Erinnerung ihn schmerzt. Sie sticht in sein Herz. Ich schaue mich um. Ich sehe, was ich immer sehe. Alte, graue, langsame Menschen. Menschen ohne Seele, ohne Leidenschaft, ohne Liebe. Ich sehe diese Menschen, wie sie seelenlos in einer Stadt mit Seele herumlaufen. In einer Stadt, in der früher soviel Leben, Liebe, Leidenschaft gelebt hat. In einer Stadt mit einer Vergangenheit, die so wertvoll ist, weil hier gekämpft wurde. Viele verschiedene Kämpfe, um Freiheit, aus Liebe, mit Leidenschaft. Und plötzlich wird mir klar, dass eine Stadt ohne Herz wertlos ist. Leer, grau, trüb. Wir Menschen sind das Herz. Wir sind diese Stadt. Prägt uns die Stadt, so sind wir geprägt durch die Menschen die dort leben. „Sie stand einfach so vor mir. Dann sagte sie: Hier bin ich. Es wird nicht einfach, aber ich schenke dir mein Herz. Meine Leidenschaft. All mein Vertrauen und meine Stärke. Liebe ist wie ein Fahrrad. Es fährt nur mit zwei Rädern gut, aber das Gleichgewicht zu halten muss man dennoch lernen. Hinzufallen ist nicht so schwer, wie wieder aufzustehen, und dafür möchte ich für Dich da sein. Dich aufzufangen, wenn du fällst. Sie war bereit mich bedingungslos zu lieben. Ich wusste, das ist sie. Sie oder Keine.“ Mir wird klar, was passiert ist. Nicht die Roboter sind unser Werk, sondern unser Ebenbild. Wir sind wie die Roboter. Ohne Sinn, Sinnlos. Kein Leuchten, kein Strahlen. Wir funktionieren mittlerweile, wie Maschinen. Immer auf ein Ziel zu. Es gibt keine Farben mehr. Kein Schwarz, kein Weiß. Nur Grau. „Gefühle behindern die effiziente Arbeitsmoral. Also haben wir sie uns abtrainiert.“ Gefühle. Das ist es was ich die ganze Zeit nicht zu ordnen konnte. Die Tränen, die Schmerzen, die Liebe, das Vertrauen. Existenzielle, aber nichtsnutzige Gefühle. „Vielleicht hast nicht Du mich gefunden, sondern ich Dich. Denn du bist auf der Suche. Auf einer Suche, auf der ich mein ganzes Leben war.“
Zögerlich laufen wir durch das Brandenburger Tor. „Heute fahren wir nicht mehr Auto, wir schweben es. Das geht schneller. Wir fahren nicht mehr Bahn, wir schweben mit ihr. Das ist effizienter. Aber schau Dir diese Straße an. Die Straße des 17. Juni. Sie ist noch immer so endlos wie damals. Sie entlang zu laufen, dauert immer noch genauso lange.“ Und ganz hinten sehe ich das Leuchten. Ich weiß was da leuchtet, aber für einen Moment sieht es wie ein Sternenfeuer aus. Ein Sternenfeuer aus Hoffnung. „Auf dieses Leuchten laufen wir, unser ganzes Leben zu. Einen unendlichen Marsch. Und dabei vergessen wir den Weg. Und je mehr wir den Weg verlieren, verlieren wir das Ziel. Das Leuchten. Und erst wenn es zu spät ist, ahnen wir, dass es unerreichbar geworden ist.“
Auf einmal merke ich ein sanftes Kitzeln an meinem Nacken. Ich greife danach, jetzt spüre ich es an meiner Hand. Drehe mich um. Ich spüre es in meinem Gesicht. Es fühlt sich wie Sonne an. „Du spürst jetzt all Deine Gefühle, die aus Deinem Herzen kommen. Vielleicht machen Sie dir Angst. Aber Du brauchst keine Angst vor Deinen Gefühlen haben, vielmehr solltest Du Dich darum sorgen, was um Dich herum geschieht.“
Der Pariser Platz, das Brandenburger Tor, die Straße des 17. Juni verschwimmen vor meinem geistigen Auge. Wir verlassen den Ort an dem seine Reise und mein Weg begannen. Und deutlich wird das Schloss Charlottenburg. „Die Welt entwickelt sich ständig weiter. Berlin erlebt stets den Fortschritt. Es gibt eben keinen Stillstand im Fortschritt. Es findet sich kein Fortschritt im Stillstand. Aber es gibt Dinge, die man sich bewahrt. Wie dieses Schloss. Es erinnert uns an eine Vergangenheit, die uns nach unendlich langer Zeit so unwirklich vorkommt. Die es aber gegeben hat. Da steht ein Beweis. Und so gibt es auch Momente, die wirklich waren, obwohl sie zu lange her sind.“ Ich sehe eine Träne. Sie schleicht sehr langsam an seiner Wange herunter, so als ob sie nicht verloren gehen möchte. Wir laufen ein wenig in der Gegend herum. Ohne Ziel. Reine Zeitverschwendung. Zeit ist Geld. Aber für mich ist die Zeit jetzt das Wertvollste. Denn niemand weiß wie viel er davon wohl haben wird. „Siehst Du diese Talbeuge? Da floss mal ein Fluss. Doch bedenke: Alles ist vergänglich.“
Er nimmt wieder meine Hand. „Den Moment zu genießen ist eine Kunst. Dafür braucht man viel Vertrauen. Man weiß nie was kommt, aber man weiß was ist. Und die Dinge, die man hat, zu schätzen ist wohl sehr schwer. Meist kann man es erst, wenn man es verloren hat. Vergiss nie, was Du über das Später gelernt hast. Vielleicht gibt es kein Später. Sie hat einmal etwas sehr wichtiges gesagt: Lebe, als gäbe es kein Morgen, das bedeutet, mit seinen Gefühlen nicht zu zögern. Tu immer was Du fühlst, denn was ist, wenn ich morgen von einem Auto angefahren würde? Würdest Du bereuen, mich nie geküsst zu haben? Nie mit mir zusammen gewesen zu sein? Mir nicht wenigsten gesagt zu haben, was Du fühlst? Und da küsste ich sie. Denn ich wusste, ich hätte es bereut.“ Ich starrte in die Ferne. Ja, alles ist vergänglich. Doch die Liebe sollte es nicht sein. Und sie ist es nicht. Niemand hat jemals die Liebe aufgegeben. Nur den Mut. Doch ist es nicht so, dass Liebe aus Mut gemacht wird? Und ich frage mich, ob wohl den Mut zu verlieren, auch die Hoffnung zu verlieren heißt? Ist Hoffnung weiter als das Meer? Irgendwo endet auch das Meer. Es verliert sich, wenn die Flüsse austrocknen. Ich schaue in die Beuge. Ich schaue ihn an. Und er hat die Antwort. „In der weitesten Wüste gibt es eine Oase.“
Es wird dunkler um mich herum. „Wir sind hier im schwarzen Café. Dass es das noch gibt, ist einfach unglaublich. Weißt Du was? Hier kannst Du den ganzen Tag und die ganze Nacht frühstücken. Na gut, einiges hat sich verändert.“ Er schaut zu der Kellnerin, die uns die Karte präsentiert. Auf einem Bildschirm mitten auf ihrem metallenen, kalten Bauch. Ein BMSG Roboter. „Be My Special Guest“. „Bitte wählen Sie eine Sprache. Chose your language…“ „Deutsch“, unterbricht er sie. „Herzlich willkommen bei uns im schwarzen Café. Ich freue mich Sie hier begrüßen zu dürfen. Mein Name ist Greta. Ich bin für sie da. Darf es schon etwas sein?“ Er schaut mich an. „Ich werde mich nie an diese Dinger gewöhnen. Warum haben wir dafür keine Menschen mehr?“ Ich erwidere seinen traurigen Blick. Ich weiß, dass er keine Antwort erwartet. Es gibt zu wenig junge Menschen, für solch eine Arbeit. Alle anderen sitzen vor ihren Computern, in einem winzigen Büro, und steuern alle anderen technischen Vorgänge. „Aber zu etwas sind sie ja nütze. Greta? Definier mir Liebe.“ „Liebe. Griechisch = Eros, Latein = Amor. Umfasst eine Mannigfaltigkeit von Bedeutungen; als eine ihrer Wurzeln gilt meist die Geschlechts- Liebe. Allerdings zeigt schon der Sprachgebrauch (Mutter-, Kindes-, Nächsten-, Gottes-, aber auch Natur-, Tier-, Selbstliebe), dass es nicht möglich ist, alles als Liebe bezeichnete aus dem Geschlechtstrieb abzuleiten. Von der sinnlichen wird also die geistige Liebe unterschieden. Diese ist stets mit Wertvorstellungen und Werterlebnissen verbunden. Das mit richtiger Liebe zu Liebende, das Liebwerte, ist das Gute im weitesten Sinne des Wortes. (Brentano) Ich kann Ihnen vergleichsweise noch das Hohelied der Liebe, 1. Korinther 13, 4 anbieten. Die Liebe ist langmütig und freundlich, die Liebe eifert nicht, die Liebe treibt nicht Mutwillen, sie bläht sich nicht auf, sie verhält sich nicht ungehörig, sie sucht nicht das Ihre, sie lässt sich nicht erbittern, sie rechnet das Böse nicht zu, sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sie freut sich aber an der Wahrheit, sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie duldet alles.
Noch einen Wunsch?“
„Danke Greta. Ein Käseomelett.“
Für einen Moment herrscht Schweigen. Ich verfolge Greta mit meinem Blick bis sie um die Ecke geschwebt ist. Dann schaue ich zu ihm hinüber. Er schaut mir direkt in die Augen. Sein Blick ist weich, sanft, liebevoll. Seine Augen sind weit wie das Meer. Ich will in ihnen versinken können. Langsam streichelt er mir über die Wange. „Alles ist vergänglich. Aber die Liebe können wir bewahren. In unseren Herzen. Denn wenn etwas die Welt verändern kann, dann ist es Liebe. Denn wenn es sich lohnt für etwas zu kämpfen, dann ist es Liebe. Denn wenn etwas die Sehnsucht stillen kann, ist es Liebe. Die Liebe aufgeben, heißt das Leben aufgeben. Es heißt seinen Weg zu verlieren. Den Wandel können wir nicht aufhalten, aber wir können zurückblicken und einen Weg der Vergangenheit sehen, der den Weg für die Zukunft geebnet hat. Denn die Flüsse fließen ins Meer, aber sie haben auch einen Ursprung. Kein Fluss ist gerade, aber er kommt immer im Meer an. Keiner setzt sich auf ein Fahrrad und kann fahren, wir lernen es. Jeder Mensch hat ein Meer in sich. Und jeder bestimmt wie viel Fische er dort schwimmen lässt. Du bist ein Fisch in meinem Meer.“ Ich fühle mich schwerelos, wieder so als würde ich Fallen und Fliegen. Mir ist ein wenig schwindelig und in mir schwirren tausend Schmetterlinge. Als ich meine Augen wieder öffne, sehe ich die „Straße bei Nacht“ vor mir. Der alte Mann starrt noch immer auf das Bild. Und ich weiß, dass sich die Welt dort draußen nicht verändert hat. Aber ich bin ein anderer Mensch. Liebe ist der Weg und das Ziel, ob die Welt nun steht, oder sich für immer weiter dreht. Es gibt den Spruch: Sei Du die Veränderung, die Du Dir für die Welt wünscht. Und mir wird klar: Es gibt auch fliegende Fische.
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Montag, 12. April 2010
wieder da
marlowmartin, 12:34h
so, nach sehr langer Zeit entschließe ich mich meinen Blog wieder zu nutzen, keine Ahnung für wie lange.... Ist jetzt schon so ewig her, dass ich erst mal keine Ahnung hatte wie mein Benutzername, oder überhaupt Passwort war... dabei bin ich mit so guten Vorsätzen letztes Jahr gestartet, mal den Frust losschreiben und ein paar Zeilen meiner Romane "veröffentlichen", die ja kein Verlag der Welt lesen möchte, geschweige denn verlegen... Entweder ich bin zu schlecht oder auch einfach nur zu unbekannt, eben weder Dieter Bohlen noch Charlotte Roche. Wahre Lyriker... Also sollt eich jetzt tatsächlich beim Bloggen bleiben, keine Sorge bei merkwürdigen Texten. mir gehts gut, meistens jedenfalls, stecke wenn überhaupt mal in einer Schreibblockade...
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Montag, 24. August 2009
Schattenwandlerin
marlowmartin, 22:42h
Dienstag
„Mia? Mia, kannst Du mich hören?” Ja. Ja, natürlich kann ich Dich hören. Ich kann Dich nicht sehen. Warum kann ich Dich nicht sehen? „Mia. Bitte, wenn Du mich hören kannst, dann drück meine Hand.“ Aber, ich kann Dich doch hören. Ich antworte Dir doch. Hörst Du mich? Hörst Du mich? Warum hörst Du mich nicht? Hey! Hey, warum hörst Du mich nicht? „Mia, weißt Du wer ich bin?“ Nein. Nein, wer bist Du? Warum kann ich Dich nicht sehen? Warum ist es um mich so dunkel? Warum sehe ich nichts? Warum hörst Du mich nicht? Ich drücke Deine Hand. Spürst Du das? „Mia, ich halte Deine Hand. Spürst Du das? Kannst Du das fühlen?“ Ja. Ich kann das fühlen. Ich drücke Deine Hand. Kannst Du das fühlen? „Mia, ich erzähle Dir was passiert ist. Und wenn Du etwas verstehst, dann drück meine Hand. Zwinkere mit dem Auge. Tu bitte irgendwas. Ich weiß, dass Du mich hörst. Ich weiß, dass Du mich hörst.“ Nein. Nein, bitte weine nicht. Ich höre Dich doch. Hier, ich drücke Deine Hand. Bitte, merk es doch. Was soll ich tun? Ich will doch zu Dir. Ich liebe Dich. Stimmt das? Ich spüre, dass Du mir viel bedeutest. Wer bist Du? Nein, weine nicht. Bitte, höre auf. Ich will doch zu Dir.
„Gestern warst Du bei mir. In der Schule. Du lernst bei mir singen.“ Was? Ich lerne bei Dir singen? Auf gar keinen Fall. Ich würde niemals auf die Idee kommen singen zu lernen. Ich treffe nicht mal durch Zufall einen Ton. „Du warst wieder viel zu früh da.“ Ich war zu früh da? Das kann nicht sein. Ich bin immer zu spät. Ich lerne singen? Das glaube ich nicht. „Ich habe noch gegessen und Du kamst telefonierend herein. Ich habe gar nicht zu gehört. Aber Du suchst gerade eine neue Wohnung. Das hast Du jemandem erzählt.“ Ja, ich suche eine neue Wohnung. Das stimmt. Du hast gegessen. Du hast Sushi gegessen. Ja, ich sehe Dich. Ich sehe Dich, wie Du Sushi ist. Und Du hast mir zu genickt und wolltest wissen, ob ich auch was abhaben möchte. Ich wollte nicht. Warum hast Du mich gefragt? „Ich habe Sushi gegessen. Du wolltest nichts. Du kannst so stur sein. Du hattest bestimmt noch nichts gegessen.“ Ich stur? Ja, na gut, ich bin stur. Aber noch nichts gegessen? Ich esse ständig. Ununterbrochen. Ich liebe essen. Ich liebe Dich. Tu ich doch, oder? Hörst Du mich? Kannst Du mich hören? Hör mir bitte zu. Sag mir Deinen Namen.
„Junger Mann, kommen Sie. Für heute ists genug. Sie können morgen wieder kommen.“
„Glauben Sie sie kann mich verstehen?“
„Ich kann es Ihnen nicht sagen. Versuchen Sie es weiter. Es ist noch nicht verloren.“
„Sie kommt zu mir zurück. Kommt sie doch, oder?“
Warum antwortet sie Dir nicht? Ich komme zurück. Zurück zu Dir. Weine nicht. Mein Herz tut weh, wenn Du weinst. Es tut so weh, kann mir niemand etwas dagegen geben? Ich habe Schmerzen. Mein Herz schreit. Mein Kopf. Er tut so weh. Könnt ihr mir nicht helfen? Mein Kopf, mein Kopf. Nein, was soll das? Macht das Licht wieder an! Warum ist es so dunkel? Hallo? Hallo, kannst Du mich noch hören? Es ist alles schwarz.
„Mia? Mia, kannst Du mich hören?” Ja. Ja, natürlich kann ich Dich hören. Ich kann Dich nicht sehen. Warum kann ich Dich nicht sehen? „Mia. Bitte, wenn Du mich hören kannst, dann drück meine Hand.“ Aber, ich kann Dich doch hören. Ich antworte Dir doch. Hörst Du mich? Hörst Du mich? Warum hörst Du mich nicht? Hey! Hey, warum hörst Du mich nicht? „Mia, weißt Du wer ich bin?“ Nein. Nein, wer bist Du? Warum kann ich Dich nicht sehen? Warum ist es um mich so dunkel? Warum sehe ich nichts? Warum hörst Du mich nicht? Ich drücke Deine Hand. Spürst Du das? „Mia, ich halte Deine Hand. Spürst Du das? Kannst Du das fühlen?“ Ja. Ich kann das fühlen. Ich drücke Deine Hand. Kannst Du das fühlen? „Mia, ich erzähle Dir was passiert ist. Und wenn Du etwas verstehst, dann drück meine Hand. Zwinkere mit dem Auge. Tu bitte irgendwas. Ich weiß, dass Du mich hörst. Ich weiß, dass Du mich hörst.“ Nein. Nein, bitte weine nicht. Ich höre Dich doch. Hier, ich drücke Deine Hand. Bitte, merk es doch. Was soll ich tun? Ich will doch zu Dir. Ich liebe Dich. Stimmt das? Ich spüre, dass Du mir viel bedeutest. Wer bist Du? Nein, weine nicht. Bitte, höre auf. Ich will doch zu Dir.
„Gestern warst Du bei mir. In der Schule. Du lernst bei mir singen.“ Was? Ich lerne bei Dir singen? Auf gar keinen Fall. Ich würde niemals auf die Idee kommen singen zu lernen. Ich treffe nicht mal durch Zufall einen Ton. „Du warst wieder viel zu früh da.“ Ich war zu früh da? Das kann nicht sein. Ich bin immer zu spät. Ich lerne singen? Das glaube ich nicht. „Ich habe noch gegessen und Du kamst telefonierend herein. Ich habe gar nicht zu gehört. Aber Du suchst gerade eine neue Wohnung. Das hast Du jemandem erzählt.“ Ja, ich suche eine neue Wohnung. Das stimmt. Du hast gegessen. Du hast Sushi gegessen. Ja, ich sehe Dich. Ich sehe Dich, wie Du Sushi ist. Und Du hast mir zu genickt und wolltest wissen, ob ich auch was abhaben möchte. Ich wollte nicht. Warum hast Du mich gefragt? „Ich habe Sushi gegessen. Du wolltest nichts. Du kannst so stur sein. Du hattest bestimmt noch nichts gegessen.“ Ich stur? Ja, na gut, ich bin stur. Aber noch nichts gegessen? Ich esse ständig. Ununterbrochen. Ich liebe essen. Ich liebe Dich. Tu ich doch, oder? Hörst Du mich? Kannst Du mich hören? Hör mir bitte zu. Sag mir Deinen Namen.
„Junger Mann, kommen Sie. Für heute ists genug. Sie können morgen wieder kommen.“
„Glauben Sie sie kann mich verstehen?“
„Ich kann es Ihnen nicht sagen. Versuchen Sie es weiter. Es ist noch nicht verloren.“
„Sie kommt zu mir zurück. Kommt sie doch, oder?“
Warum antwortet sie Dir nicht? Ich komme zurück. Zurück zu Dir. Weine nicht. Mein Herz tut weh, wenn Du weinst. Es tut so weh, kann mir niemand etwas dagegen geben? Ich habe Schmerzen. Mein Herz schreit. Mein Kopf. Er tut so weh. Könnt ihr mir nicht helfen? Mein Kopf, mein Kopf. Nein, was soll das? Macht das Licht wieder an! Warum ist es so dunkel? Hallo? Hallo, kannst Du mich noch hören? Es ist alles schwarz.
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